Fellbacher Zeitung: "In jeder Hinsicht gut vorbereitet"

  27.08.2024    TSV Schmiden
In Joshua Stallbaum startet bei den U-20-Weltmeisterschaften auch ein Leichtathlet vom TSV Schmiden. Der Stabhochspringer hat 33 Konkurrenten aus 22 Nationen und hofft in Peru auf den Einzug ins Finale.

Wenn Joshua Stallbaum an diesem Dienstag ins Flugzeug nach Paris steigt, dann dürfte der Stabhochspringer vom TSV Schmiden zu den Passagieren mit dem umfangreichsten Reisegepäck gehören. Voraussichtlich acht aus glasfaserverstärktem Kunststoff bestehende Sprungstäbe mit einer Länge von bis zu fünf Metern schleppt der 19-Jährige zuerst in die französische und tags darauf in die peruanische Hauptstadt.

In Lima finden vom 26. bis 31. August die U-20-Weltmeisterschaften statt, für die sich Joshua Stallbaum in einem mehrstufigen Auswahlprozess qualifiziert hat. Am 1. Juni dieses Jahres knackte er beim „Touch the Clouds Festival“ in Gräfelfing nicht nur die WM-Norm von 5,10 Meter, sondern steigerte seine persönliche Bestmarke zugleich auf 5,20 Meter. Bei den deutschen Freiluftmeisterschaften gewann er danach Bronze. Weil der nationale Vizemeister Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen) bei der WM aber lediglich im Zehnkampf antritt, ist Joshua Stallbaum als zweiter deutscher Starter neben dem Überflieger Hendrik Müller (TSV Bayer 04 Leverkusen) bei den globalen Titelkämpfen mit dabei.

Während Joshua Stallbaum im Mittelfeld der 34 Springer aus 22 Nationen umfassenden Meldeliste zu finden ist, liegt der Teamkollege Hendrik Müller durch seine Bestleistung von 5,55 Meter höhengleich mit dem Katarer Seifeldin Heneida Abdessalam auf dem ersten Platz der Meldeliste. Folglich gehört das Ausnahmetalent zu den Goldhoffnungen des Deutschen Leichtathletikverbands, der voraussichtlich 77 Starterinnen und Starter auf die Kunststoffbahn des 43 086 Plätze umfassenden Estadio Nacional schicken wird.

Für Joshua Stallbaum, der bis 2022 vornehmlich als Mehrkämpfer aktiv war, stellen die U-20-Weltmeisterschaften nicht die erste internationale Meisterschaft dar. Vor zwei Jahren wollte der von Susanne Widmann-Klein als Heimtrainerin und von Stephan Munz, ehemaliger Spitzenspringer sowie aktueller Stabhochsprung-Landestrainer und Bundes-Nachwuchstrainer am Olympiastützpunkt in Bad Cannstatt, trainierte Leichtathlet eigentlich die Qualifikation als Zehnkämpfer für die U-18-Europameisterschaften in Jerusalem schaffen. Beim internationalen Mehrkampfmeeting in Filderstadt-Bernhausen überbot Joshua Stallbaum damals mit 6987 Punkten auch die geforderte Norm von 6900 Zählern. Allerdings belegte er damit nur den dritten Rang und blieb deswegen für einen der zwei Startplätze unberücksichtigt. Aus dieser Enttäuschung heraus reifte dann der Entschluss, sich auf den Stabhochsprung zu konzentrieren. Joshua Stallbaum schaffte die EM-Qualifikation in dieser Disziplin und zog in Jerusalem sogar in das Finale der besten 16 Springer ein.

Der Finaleinzug ist auch diesmal das Ziel des angehenden Studenten der Technischen Betriebswirtschaftslehre. „Ich gebe in der Qualifikation alles, was ich habe“, sagt der am 28. August um 16.05 Uhr Ortszeit oder 23.05 Uhr Schmidener Zeit erstmals geforderte Leichtathlet. Exakt 47 Stunden und 55 Minuten später möchte der 1,93 Meter große Stabhochspringer dann am 30. August seinen zweiten Auftritt im Finale absolvieren. Wenn alles optimal läuft, dann könnte dabei eine persönliche Bestmarke für Joshua Stallbaum herausspringen: „5,30 Meter wären schon machbar.“

Am gestrigen Montag stand die vorerst letzte lange Trainingseinheit in Deutschland auf dem Plan. „Lang“ bezieht sich dabei nicht auf die zeitliche Dauer des Trainings, sondern auf die Länge des Anlaufs, der im Fall von Joshua Stallbaum 37 Meter oder exakt 16 Schritte beträgt. In Lima ist dann am Tag vor dem Wettkampf noch eine weitere lockere Trainingseinheit geplant.

Obwohl Joshua Stallbaum die Auftritte des Weltrekordhalters Armand Duplantis bei den Olympischen Spielen von Paris jüngst genau verfolgt hat, zieht er aus der Flugshow des 24-jährigen Schweden keine zusätzliche Motivation. „Ich bin intrinsisch motiviert“, sagt der Schmidener, der seine Motivation also eher aus dem Streben nach persönlicher Perfektion als aus der Nachahmung von anderen Athleten bezieht.

Wie dicht er in Peru an die Perfektion herankommt, wird sich zeigen. Gut vorbereitet ist Joshua Stallbaum jedenfalls, und der letzte Testwettkampf vor etwas mehr als einer Woche in Zweibrücken brachte mit 5,10 Meter auch ein gutes Resultat. Welches Sightseeing-Programm nach den Wettkämpfen folgt, ist indes noch unklar. Vorbereitet ist Joshua Stallbaum aber natürlich auch darauf. Der ehemalige Schüler des Gustav-Stresemann-Gymnasiums hat solide spanische Sprach-Grundkenntnisse.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 27.08.2024